VZP-Regionaltagung Ost in der Cottbuser Zooschule

Am 6. Oktober 2019 war es endlich mal wieder soweit! Im Jahr 2015 gab es die letzte Regionaltagung Ost, nun haben wir einen besonders schönen Anlass genutzt, wieder einzuladen:

 

Der Neubau des neuen Klassenzimmers der Cottbuser Zooschule!

 

Vertreten waren der Tierpark Görlitz, die Zooschule Heidelberg, der Serengetipark Hodenhagen, der Zoo Hoyerswerda und natürlich der Tierpark Cottbus. Zu Beginn gab es eine Führung durch die neue Zooschule. Beispielhaft zeigten wir Materialien für Gruppenarbeiten und tauschten unter Kollegen Ideen und gut laufende Projekte aus.

 

Den Rest des Tages stellten wir unter das Motto „Tierpark mit FAST allen Sinnen – ein Tierparkbesuch mit Einschränkungen“. Wir wollten ein Projekt für Integrationskitas und -schulen entwickeln.

 

Frau Katrin Binnenhei, Leiterin der Frühförderung des Behindertenwerkes Spremberg, kam zur Unterstützung zu uns in die Zooschule. Das Motto der Tagung benötigte viele Ideen und Fachkompetenz. Frau Binnenhei berichtete uns von ihrer Arbeit mit Familien, die ein Kind mit einem Handicap haben. Ihr Team unterstützt die Familien und Kitas, um den betroffenen Kindern ein angenehmes Umfeld zu schaffen. Kleine Tipps können so hilfreich sein! Fallbeispiel 1: Ein Kleinkind dreht sich immer weg von der Mutter, wenn sie mit ihm redet. Sie hatte das Gefühl ihr Kind wendet sich ab und möchte nicht zuhören, aber das Gegenteil war der Fall! Das Kind dreht das Ohr zu seiner Mutter, um sie besser zu verstehen, weil es hörgeschädigt ist. Fallbeispiel 2: Im Kindergartenalter werden gerne Wimmelbücher verwendet, mit der Aufgabe bestimmte Details suchen zu lassen. Das Kind verlor aber schnell die Lust und den Erwachsenen fehlt zum Teil das Verständnis. Eine Lupe half das Problem zu lösen. Nun hat das Kind viel Spaß beim Suchen bestimmter Details.

 

Frau Binnenhei setzte uns unter anderem „Brillen“ auf, die eine 20-prozentige Sehkraft simulieren sollten. Mit dieser „Brille“ konnten wir am eigenen Leib erfahren, wie wichtig eine zusätzliche Lichtquelle ist. Farben und Konturen sind zum Teil sehr schwer oder gar nicht zu erkennen. Eine Hilfestellung ist auf dem Foto erkennbar. Isa Plath (Tierpark Görlitz) hat ein Arbeitsblatt vor sich, wo markante Umrisse verstärkt wurden. Es muss nicht der gesamte Elefant fett umrandet sein, Ohren und Rüssel genügen, um ihn zu erkennen. Ohne diese Umrisse war es kaum möglich den Elefanten aus der Sammlung der Tiere herauszusuchen. Arbeitsblätter der Zooschule sollten entsprechend angepasst sein.

 

Die „Brillen“ lassen sich mit einer bestimmten Folie leicht basteln, sodass sich jede Zooschule einen Klassensatz herstellen und mit den Kindern Übungen im Park durchführen kann.

 

Seheinschränkungen gibt es auch häufig im Alter, sodass sich die Idee entwickelt hat, Schüler nachempfinden zu lassen, wie es sich im Alter anfühlen kann, nicht mehr so gut sehen zu können. Kinder haben es an der Supermarktkasse vielleicht schon beobachtet, wie schwer es einer Oma fällt, ihr Kleingeld im Portmonee zu finden. Setzt man dem Kind die „Brille“ auf und zieht  Bauarbeiterhandschuhe an, wäre es eine schöne Aufgabe kleine Naturmaterialien sortieren zu lassen.

 

 

Nach einer Mittagspause griffen wir das Thema wieder auf. Der Gedanke Kinder in Rollen schlüpfen zu lassen, um sich besser in Mitschüler mit Behinderung oder alte Menschen hineinversetzen zu können, gefiel uns sehr. Der Respekt ist an vielen Stellen verloren gegangen und könnte so zum Thema gemacht werden. Kann ein Kind sich in die Situation hineinversetzen, kann es Verständnis dafür aufbauen.

 

Erlebnispädagoge Peter Gräbig schilderte uns seine Erfahrungen bei Teambildungsmaßnahmen. Wichtig ist es die Gruppe erst einmal kennenzulernen. Erste Beobachtungen helfen  die Gruppendynamik zu erkennen und sich auf auffälligere Kinder einzustellen.

 

Die beteiligten Zooschulen haben jedoch geschildert, dass ihnen dafür die Zeit fehle, weil sie in kurzer Zeit viel schaffen möchten, da die Schüler in der Regel nur ein Mal bei ihnen sind und nicht noch einmal wiederkommen. Dennoch kamen wir zu dem Ergebnis wie wichtig es ist, ein Gefühl für die Gruppe zu bekommen. Sie mit einem Spiel oder einer ersten Gruppenaufgabe zu begrüßen, wäre für den Rest des Zooschulbesuches hilfreich. Plötzlich fällt dem Klassenlehrer dann doch ein, den Zoopädagogen zu informieren, dass ein Kind noch kein deutsch spricht und ein anderes Kind ADHS hat. So kann man sich gleich zu Beginn auf die Gruppe einstellen.

 

Ebenso wichtig ist eine Einleitungsrunde mit der Frage „Was erwartet ihr heute von eurem Zooschulbesuch?“ und die kurze Erklärung „Das kommt auf euch zu: … “. Startet die Klasse mit falschen Erwartungen in den Zooschulbesuch, ist die Enttäuschung eventuell groß. Die Kinder und Lehrer haben die Gelegenheit sich auf das einzustellen, was auf sie zukommt. Nach dem Programm ist es auch wichtig Zeit für ein Feedback-Gespräch zu haben. Mit der Frage „Was hat dir am besten gefallen?“ wiederholt man besondere Details und ruft sie nochmal ins Gedächtnis. Oftmals mochte ein Kind etwas am meisten, was dem Zooschullehrer gar nicht als Highlight bewusst war. Auch mit der Frage „Hat dir etwas nicht gefallen?“ kann man viel anfangen.

 

 

Beendet wurde der Tag mit einem Rundgang durch den verregneten Tierpark, doch Elefantendame SUNDALI ließ uns den Dauerregen vergessen. Die Regionaltagung war insgesamt für jeden von uns bereichernd. Wer Fragen zu dem Thema hat, kann sich gerne bei uns melden!