Die Jahreshauptversammlung des VdZ, aus Zoopädagogensicht

Die diesjährige Jahreshauptversammlung des Verbandes der Zoologischen Gärten fand vom 19. bis 22. Juni in der Yachthafenresidenz Hohe Düne in Rostock-Warnemünde statt. Gastgeber war der Zoologische Garten Rostock. Angemeldet waren 177 Teilnehmer aus 92 Zoos, Verbänden und anderen Einrichtungen. Für den Verband deutschsprachiger Zoopädagogen waren Maren Sturm, Vorsitzende des VZP, und ihr Stellvertreter, Christian Dienemann, anwesend. Weitere VZP Mitglieder waren für ihre jeweilige Einrichtung anwesend.

 

Der Mittwoch (19.6.) startete für die Teilnehmer mit dem Verbändetreffen, bei dem sich die Vertreter der verschiedenen Zoo- und zoonahen Verbände mit dem Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) treffen. Vertreten waren neben Vorstand und Geschäftsstelle des VdZ, der Berufsverband der Zootierpfleger (BdZ), die Deutsche Tierpark Gesellschaft (DTG), die Gemeinschaft der Zooförderer (GDZ), die Stiftung Artenschutz, der Verband der Zootierärzte (VZT), die Zoologische Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz (ZGAP), die Österreichische Zoo Organisation (OZO), zooschweiz, der Bundesverband für fachgerechten Natur-, Tier- und Artenschutz (BNA), der Deutsche Wildgehegeverband (DWV), die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terraristik (DGHT), Frogs & Friends, der Verband Deutscher Vereine für Aquarien- und Terrarienkunde (VDA) und natürlich der VZP.

 

Eingeleitet wurde die Versammlung mit einer Ansprache durch Vertreter der Geschäftsstelle des VdZs. Hierbei wurde zunächst die politische „Großwetterlage“ beleuchtet: Die große Koalition in Deutschland wurde als insgesamt sehr positiv der Arbeit zoologischer Einrichtungen gegenüber eingestellt dargestellt. Die Ergebnisse der Europawahl legen einen Fokus der zukünftigen politischen Arbeit auf Umweltthemen wie den Klimawandel, doch werden auch zookritische Stimmen verstärkt. In Deutschland unterstützen derzeit laut einer Forsa-Umfrage etwa 48 Prozent der Bevölkerung zoologische Einrichtungen. Auch ist die Bevölkerungsakzeptanz mit rund 43 Millionen Zoobesuchen (VdZ- Zoos) in 2018 sehr gut. Doch Kampagnen wie gegen den Zoo Barcelona, das Ozeaneum in Basel oder Bonobo Billy in Wuppertal zeigen, dass die Stimmung sehr schnell kippen kann. Umso wichtiger ist es, politisch zu werden und eine Geschlossenheit innerhalb und zwischen den Verbänden zu zeigen. Anschließend wurden verschiedene Themen besprochen wie die Erfahrungen im Erstellen der Haltungsgutachten für Straußenvögel (veröffentlicht März 2019) mit dem BMEL. Auch der derzeitige Stand im Erstellen des Haltungsgutachtens für Tag- und Nachtgreife wurde erörtert und das weitere Vorgehen besprochen. Auch die Ausbildung und Qualität in der Tierpflege auch in Hinsicht auf zukünftige Meisterkurse wurde besprochen. Für den VZP sprach Maren Sturm vor. Sie stellte zum einen die neue Fortbildung zur Bildung für nachhaltige Entwicklung vor und warb um Unterstützung in Form von Austragungsorten. Zum anderen wurde darum gebeten, in den jeweiligen Einrichtungen zu evaluieren, wie hoch der tatsächliche Bedarf an Zoopädagogen im eigenen Zoo ist.

  Am Abend gab es einen Icebreaker, bei dem viele inoffizielle Gespräche stattfanden.

 

 Am Donnerstag (20.6.) begann der Tagungstag mit folgenden Vorträgen:

 - Wolfgang Schareck, Universität Rostock; Wie wirken Universität Rostock und Zoo Rostock zusammen?

 - Charli Kruse, Deutsche Zellbank für Wildtiere; „Biobanking von lebenden Wildtierzellen – Potenziale und Nutzungsmöglichkeiten“

 - Heribert Hofer, Institut für Zoo- & Wildtierforschung; Der essentielle Beitrag der wissenschaftlichen Forschung zum Artenschutz

 - Mojib Latif, Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel; Nach uns die Sintflut?

 

Besonders die beiden letzten Vorträge wurden sehr gelobt, lieferten sie doch sehr anschaulich neuere Erkenntnisse. Zusammengefasst kann man sagen, dass Heribert Hofer Kot als Goldstaub der Forschung bezeichnete und Zoos als Experimente in der Populationsbiologie und der Evolution sieht. Mojib Latif bezeichnete Nachhaltigkeit als einzige Möglichkeit zukunftsfähig zu werden. Und endete mit dem Einstein-Zitat: „Die gewaltigen Probleme unserer Zeit können nicht mit derselben Denkart gelöst werden, welche jene Probleme hervorgebracht hat.“

 

Nach der Mittagspause stellten Vertreter verschiedener Verbände ihre aktuelle Arbeit vor, dies waren WAZA, EAZA, ZIMS, VZT, TVT, ZGAP, Citizens Conservation. Relevant für die Zoopädagogik war vor allem der Vortrag der ZGAP über das Zootier des Jahres. Die dazu gehörigen Materialien wurden im Infobrief 6 2019 versandt. Spannend ist auch der Ansatz von Citizens Conservation, bei dem Privathalter von bedrohten Amphibienarten und Zoos zusammengebracht werden sollen.

 

Nach einer kurzen Kaffeepause standen verschiedene Vorträge auf dem Programm:

 

- Antje Angeli, Kuratorin Zoo Rostock; Zusammenarbeit von Zoo und Polizeiinspektion: Ein Sicherheitskonzept entsteht

- Paul Dierkes, Professor Goethe Universität FFM; Forschungsprojekte in VdZ- Zoos

- Lukas Reese, Freie Universität Berlin; Messung von Feder-Corticosteron bei Rosaflamingos unterschiedlichen Flugfähigkeitsstatus

- Simon Bruslund, Vogelpark Marlow; Haltungsformen flugfähiger und flugunfähiger Vögel

 

Auch der Freitag (21.6.) war straff durchgeplant.

Zunächst stellte die VdZ- Geschäftsstelle die Arbeit des letzten Jahres vor: Neben dem Einsatz für bedrohte Haustierrassen, einer Zusammenfassung der Arbeit in der Auseinandersetzung mit Tierrechtsorganisationen oder auch Kommunikationsstrategien im Krisenfall wurde auch die Bildungsbroschüre noch einmal hervorgehoben. Auch die Stiftung Artenschutz gab einen Überblick über deren aktuelle Planung. So sollen auf Dauer weniger Projekte unterstützt werden, diese jedoch gut ausgewählt und langfristiger.

 

Später wurde ein launiges Interviewtraining angeboten, bei dem verschiedene Fallstricke und Kommunikationsstrategien erläutert wurden.

Nach der Mittagspause fand die Mitgliederversammlung des VdZ statt, bei der nur Mitglieder zugelassen sind. Hier fand auch die Vorstandswahl statt, bei der sich folgende Konstellation ergab:

- Präsident: Prof. Dr. Jörg Junhold – Zoo Leipzig

- Vize-Präsident: Dr. Dag Encke – Tiergarten Nürnberg

- Schatzmeister: Dr. Tim Schikora – Zoo Schwerin

- Beisitzer: Dr. Olivier Pagan – Zoo Basel

- Beisitzer: Dr. Pia Krawinkel – ZOOM Gelsenkirchen

- Beisitzer: Prof. Theo Pagel – Zoo Köln

- Beisitzer: Dr. André Stadler – Alpenzoo Innsbruck

- Beisitzer: Andreas Casdorff – Erlebniszoo Hannover

 Zum Ausklang des Tages traf man sich im Zoo Rostock.

 

Das Foto zeigt VZP-Mitglieder auf der Jahreshauptversammlung des VdZ.