Handys, Gorillas und Coltan

von Armin Baur, Ralf Broghammer, Stefanie Reska

Ein fächerübergreifender Unterricht zur Bildung für nachhaltige Entwicklung in Schule und Zoo

Die Auswirkungen unseres Konsums lassen sich in vielen Bereichen unserer Umwelt, mehr noch, unserer Erde wiederfinden. Ein negatives Beispiel hierfür ist der Abbau von Coltan (Columbit Tantalit-Erzgemisch). Das aus Coltan gewonnene Metal Tantal wird in der Industrie unter anderem für die Herstellung von Kondensatoren benötigt und befindet sich in vielen elektrischen Geräten. Die gestiegene Produktion, Vermarktung und der anhaltende Konsum von Handys (durch ihre oft kurze Verwendungszeit) und anderen elektrischen Geräten (Notebooks,Tabletts etc.) haben eine hohe Nachfrage nach Coltan auf dem Weltmarkt zur Folge. Derzeit wird der größte Teil des Coltans im Kongo abgebaut.

Der Abbau findet in einfach gegrabenen und abgestützten Minen unter widrigen Umständen statt. Oft arbeiten Kinder in den Minen (earthlink, 2013). Der Abbau wird von militärischen Gruppen kontrolliert und ührt zu kriegerischen Konflikten (Bitala, 2010). Durch den gestiegenen Abbau werden ebenfalls Schutzgebiete zerstört, was auch zur Gefährdung der dort lebenden Gorillas führt (Koesch, Magdanz & Stadler, 2008). Ziel einer modernen Bildung ist, Schüler zu einem nachhaltigen Bewusstsein und Handeln zu führen (Agenda 21; OECD, 2005). Schüler sollen nach Peterßen (2001) ganzheitlich-integrativ handlungsfähig werden. Dies bedeutet, dass sie selbstständig mit Situationen fertig werden können, in die sie ihr Leben hineinführt (ebd., S.10). Handlungsfähigkeit beinhaltet Sach-, Sozial-, Moral- und Methodenkompetenz. Dies kann nicht durch einen rein lehrerzentrierten und kognitiv wissensvermittelnden Unterricht erreicht werden. Die für eine Bildung zur Nachhaltigkeit benötigten Kompetenzen fasst de Haan unter den Terminus Gestaltungskompetenz zusammen (de Haan & Harenberg, 1999; de Haan, 2007). Gestaltungskompetenz bedeutet: die Fähigkeit Wissen über nachhaltige Entwicklung anwenden, nicht nachhaltige Entwicklungen erkennen, hieraus Entscheidungen treffen und umsetzen zu können (de Haan, 2007, S.4f). Gestaltungskompetenz kann in zehn Unterkompetenzen aufgespaltet werden (sieheTabelle 1).

 

Um Schüler zu einem nachhaltigen und partizipativen Handeln zu motivieren, eignet sich die Methode der aktiven Beteiligung und Möglichkeit zur Mitgestaltung an Umweltschutzaktionen (Baur, 2013; Baur & Haase, 2013). Natürlich müssen die hierfür ausgewählten Aktionsthemen aus dem Lebensraum der Schüler stammen, damit sich die Schüler hiermit identifizieren können. Eine solche „Umweltschutzaktion“, die die kurz angerissenen pädagogischen Prinzipien berücksichtigt undnSchüler mit der Thematik des Coltanabbaus konfrontierte, wurde mit einer Schulklasse (9. Klasse Realschule, 26 Schüler) durchgeführt. Hierzu wurde eine Unterrichtssequenz vom Klassenlehrer (Herr Broghammer), von einem Mitarbeiter des Fachbereichs Biologie (Didaktik) der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd (Herr Dr. Baur) und der Zoopädagogin der Wilhelma Frau Reska) erstellt. Der Unterricht erfolgte in der Schule und in der Wilhelma Stuttgart.